Gekko-Kraftwerk in Hamm: So oder so für Dortmund ein finanzielles Debakel

Das Handelsblatt berichtete darüber als erster. RWE bietet den am Gekko-Kraftwerk beteiligten kommunalen Versorgern an, ihre Anteile zum symbolischen Preis von jeweils 1 Euro zu übernehmen. Und sie damit aus allen Rechten und Pflichten im Zusammenhang mit dem Kraftwerk zu entlassen.*

Ein unverschämtes Angebot? Das möchte man meinen, wenn man bedenkt, dass allein die Dortmunder DEW21 107 Millionen Euro in das RWE-Vorhaben gesteckt hat (mit Kapitalkosten sogar 114 Mio. €). Doch: Das Kind war bereits vorher in den Brunnen gefallen! Unsere Stadtväter (bzw. die Verhandlungsführer seitens DSW/DEW) hatten nicht einkalkuliert, was jetzt immer wahrscheinlicher wird. Nämlich, dass einer der beiden 800 MW-Blöcke nie fertig werden würde. Der Fall ist schlicht nicht mitgedacht worden.**

Kaum noch jemand rechnet damit, dass der Block D jemals an’s Netz gehen könnte. Die Anlage gilt als schwer beschädigt, bevor sie überhaupt die erste Kilowattstunde produziert hat, ein Weiterbau (Reparatur) als unwahrscheinlich. Das heißt: Wir haben es mit einer Bauruine zu tun, Kostenpunkt rund 1 Milliarde Euro. Geld, das von den Eignern nur noch als Verlust verbucht werden kann.

Bei der DEW21 macht das 57 Mio. Euro aus, die bereits jetzt abgeschrieben werden müssten. Die andere Hälfte der investierten 107 Mio. € ist ebenfalls nicht unproblematisch. Denn auch der fertiggestellte Block E läuft selten in Volllast. Und der Strom, den der Block produziert, ist in der Herstellung viel zu teuer, um ihn normal absetzen zu können. Da die beteiligten Städte sich gegenüber RWE jedoch vertraglich verpflichtet haben, 20 Jahre lang eine bestimmte Menge Strom von Gekko abzunehmen, haben sie auch hier das Nachsehen. Wir wissen von der DEW21, dass sie in ihren Büchern allein zum Zwecke des (erwarteten) Verlustausgleichs bereits 65,3 Mio. Euro zurückgestellt hat.*** Auch dies ist Geld, das – bei normalem Lauf der Dinge – als verloren anzusehen ist.

Die Kraftwerksscheibe Dortmunds ist demnach bereits heute nichts mehr wert. Vor diesem Hintergrund fällt es nicht mehr so leicht, auf die oben gestellte Frage zu antworten. Das Vorhaben Gemeinschaftskraftwerk Steinkohle (Gekko) wurde von allen Beteiligten aus rein geschäftlichen Erwägungen heraus betrieben bzw. unterstützt (eine Rechnung, die nun erkennbar nicht aufgeht). Und klar, die geschlossenen Verträge sind ungünstig für die beteiligten 23 Kommunen. Aber wer erwartet vom RWE-Konzern, dass er auf die Nöte der kommunalen Anteilseigner Rücksicht nimmt? Das wäre töricht zu glauben. Das „Angebot“ des Hauptgesellschafters RWE ist insofern ganz realistisch. Viel mehr als den berühmten Euro können die Kommunen kaum erwarten. Ihr (unser) Geld ist so oder so weg.

Wer was anderes glaubt oder glauben machen will, spekuliert darauf, dass die Marktpreise vielleicht doch noch so anziehen könnten, dass der Gekko-Strom irgendwann doch konkurrenzfähig werden könnte. Aber so was verbietet sich, auch nur zu denken, denn nach Lage der Dinge ginge das nur, wenn die Energiewende komplett ausgebremst würde.

Von daher kann man Dortmund, kann man der DEW nur zurufen: Greift zu! Nutzt die Gelegenheit, die Kraftwerksscheibe in Hamm loszuwerden! Besser noch ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Und schickt die Zockerbande, die uns das eingebrockt hat, endlich in die Wüste!

 

*   „Kraftwerk für einen Euro“, Handelsblatt v. 13.7.2015
**  Siehe auch unseren Eintrag vom Mai 2015:  http://www.dew-kommunal.de/milliardengrab-gemeinschaftskraftwerk-gekko/
*** s. Geschäftsbericht 2014 der DEW21, S. 66

Siehe auch unsere Pressemitteilung vom 28.8.2015 unter ‚Informationsmaterial‘ (obere Menu-Leiste).

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